Joecrates

 

WAS ? WER ?

 

Denker ? Dichter ?

Lenker ? Lichter ?

Wer weiß es ? Wer weiß es ?

Die Klasse ? Die Klasse ?

Doch eins ist gewiss:

ein Schöngeist er is´!

 

Sein Opus in Worte zu fassen hieße, dem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen. Wir wollen hier deshalb den Künstler selbst durch seine Werke sprechen lassen. Dazu zunächst ein Werk aus der frühen Schaffensphase:

AMOEBE

 

Amoebe, Amoebe,

wenn's dich doch wirklich gäbe.

Was würd ich geben, dich zu ergreifen

und in den nächsten Kochtopf dich zu schleifen !

Dich zu würzen mit Pfeffer und Curry,

die Angst dir zu nehmen mit den Worten "Dont' worry!"

Gekocht und gegart dich schließlich zu verspeisen

und mit "Erben Spätlese" dir Ehre zu erweisen !

Doch es gibt dich nicht.

 

 

Dazu eine Literatur-Kritik:

Dieses und weitere großartige Gedichte und Kurzprosa entstammen der unglaublich schnellen und einzigartigen Feder des genialen Joecrates. Ich denke dabei auch noch an Werke wie "So geht es nicht weiter", welche in der gleichen Schaffensperiode in der auch "Amoebe" entstand ihren Ursprung haben. "Wortspiele wie "Zoll, Zoll, Stock, Stock was ?" haben dort ihre Enstehung und sind seither aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken. Die funkelnden Konsonanten und glitzernden Vokale machen diese Werke so einzigartig.

Dave Reich-Skieranicky, Kunstkritiker und -Papst

 

Ein Werk aus seiner Sturm und Drangzeit stellt die Ballade "Pfefferbonbon" dar. Als Aktivist im politischen Widerstand gegen eine terroristische Splittergruppe wählte er statt der Machete die Schreibfeder. Eine gute Wahl, wie wir heute wissen, denn seine damaligen Gegner sind mittlerweile durchweg in die Gesellschaft integriert und führen ein bürgerliches Dasein. Doch schauen wir hinein, in die Ode gegen das "Lebensmittel", das die Rebellen auf ihre Fahnen geschrieben hatten:

PFEFFERBONBON

 Genossen habe ich die Jahre meines Lebens
in denen ich dich nicht kannte
Dich ,der du dich selbst türkisch nennst
obwohl ein jeder weiß
daß zungensadistische Dänen dich ersannen

Deine Gestalt erweckt in mir Assoziationen
wie Kaugummi aus der Kreidezeit
aber auch wie Exkremente
einer gigantischen Hasenmutation

Dein Geruch setzt sich penetrant
in Schlafzimmern fest
und froh ja von Herzen dankbar bin ich
daß Bombenleger und nicht ich
in deinem Dunstkreis nächtigen müssen
ich aber genieße den Duft meines Kopfkissens
Was aber wird bald sein ?

Dein Geschmack,
einem WC-Reiniger wahrscheinlich
nicht unähnlich,
beleidigt meinen Gaumen
andere aber fesselst du
mir unverständlich

Suchtgleich treibst Menschen du
die einst meine Achtung genossen
dazu,deinen Namen
und den Terminus "schmecken"
in einem Atemzug zu sprechen

Atemzug,Atemzug - wieviel,wieviel frage ich
wieviel lebensfrohe Bakterien
löschst aus du mit jedem Atemzug deiner Hörigen
sterilisierend-desinfizierend
denn dein Salmiakgehalt läßt ihnen keine Chance

Wieso du,wieso nur?
Warum nicht goldige Gummibären
die verglichen mit dir
selbst geschmolzen auf Schokopudding
noch sind gleich einer Rose
die antritt zu einem Wettkampfe der Schönheit
mit einem vertrocknet-ausgemergelten
Halm von Gras
Wieso du,wieso nur?

Werd ich's,will ich's je begreifen?
Niemals aber,niemals werd ich's lassen
dir entgegenzutreten
du Pflanzenfett und künstliche Aromastoffe
denn der Kampf hat just begonnen.



 

Sein Lebenswerk schließlich fasste er nach 5 Jahren intensivsten Denkens in diese güldene Regel:

Nicht denken, schenken !